Im Einsatz unterwegs

Lebensretter mit Hindernissen

Wir haben Einsatzkräfte gefragt: Was wünscht ihr euch von anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern? 

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Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht über die Autobahn.

Wenn es im Straßenverkehr brenzlig wird, sind sie zur Stelle: die Einsatzkräfte. Ob Feuerwehr, Polizei, Rettungs- oder Abschleppdienst. Im Notfall müssen sie schnell vor Ort sein, um Menschen zu helfen, doch der Weg dorthin ist oft mühsam und gefährlich. Drei Einsatzkräfte erzählen, was sie sich in ihrem Arbeitsalltag von anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmern wünschen. 

Rücksicht nehmen! 

„Wer noch nie eine Panne auf der Autobahn hatte, der weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn man auf dem Seitenstreifen steht und ein Auto an einem vorbeirast“, sagt Alexander Planer. Zu wenige würden die Spur wechseln, so der Geschäftsführer des Pannendienstes Cartec24. 

Seit zwölf Jahren ist der Thüringer im Abschleppdienst tätig. Von Beschimpfungen genervter Lkw-Fahrender bis hin zu tödlich verletzten Kollegen hat er dabei schon einiges erlebt. „Vielen fehlt die Empathie für die, die Hilfe brauchen.“ Außerdem wünscht er sich mehr Verständnis für die Arbeit seines Teams. 

Nicht nur Blaulicht zählt 

Im Vergleich zu Polizei und Feuerwehr hat der Pannendienst ein Wahrnehmungsproblem: Die Fahrzeuge sind nur mit orangefarbenem Blinklicht ausgestattet. Während Blaulicht und Martinshorn alle Fahrzeuge in der Nähe dazu verpflichten, so schnell wie möglich Platz zu machen, macht die orange Variante lediglich auf Gefahren aufmerksam. „Egal ob blaues oder orangefarbenes Licht – alle sollten erst einmal den Fuß vom Gas nehmen“, meint Alexander. 

Auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, sollten Autofahrerinnen und Autofahrer dennoch versuchen, den Fahrzeugen so viel Platz wie möglich zu machen. 

Ein Feuerwehrwagen fährt nachts mit Blaulicht durch eine sehr enge Straße, in der rechts und links Autos parken.
Oft wird es eng – manchmal zu eng – auf der Fahrt zum Unfallort. 

Und was sagt die Polizei? 

Für Christian Behrning, 28, Polizeibeamter in Berlin, ist die Polizei eine der wichtigsten Institutionen, wenn es um einen reibungslosen Verkehr geht. Doch nicht gebildete Rettungsgassen und Gaffer machen ihm bei seiner Arbeit auf der Straße zu schaffen. 

„Wenn wir mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs sind, erleben wir es leider oft, dass die Leute keine Rettungsgasse bilden. Oder wir stehen mit Blaulicht eine Minute lang an der roten Ampel, weil das Fahrzeug vor uns keinen Platz macht. Da wünsche ich mir mehr Verständnis und Weitsicht von den Verkehrsteilnehmern.“ 

Dabei dürfte es diese Situationen eigentlich gar nicht geben. Denn seit 1982 ist die verpflichtende Rettungsgasse in der Straßenverkehrsordnung (StVO) klar geregelt. Abgesehen von der gesetzlichen Verpflichtung, sollte sich niemand zweimal überlegen, ob man ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht vorbeilässt. Im schlimmsten Fall geht es bei den Einsätzen um Menschenleben. Wer mit seinem Fahrzeug wie betoniert im Stau oder an einer Ampel steht, behindert Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit. Im Jahr 2022 entschied das Landgericht Hamm, dass es bereits eine Straftat ist, Rettungskräfte auch nur eine Minute lang zu behindern. 

Wie geht’s richtig? 

Wenn sich ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht nähert, gilt immer: Platz machen – aber richtig! Worauf Sie achten müssen:  

  1. Ruhe bewahren: Vollbremsungen und waghalsige Manöver vermeiden. Das kann andere Verkehrsteilnehmende gefährden. 

  2. Orientieren: Woher kommt das Fahrzeug? Wo will es hin? Was tun andere Fahrzeuge? 

  3. Platz machen: Wenn sich das Einsatzfahrzeug von hinten nähert, ist es wichtig, den Blinker zu setzen, um zu signalisieren, dass man das eigene Fahrzeug bewegen möchte. Dann so weit wie möglich zur Seite fahren. 

  4. Im Notfall: Auch das vorsichtige Überfahren roter Ampeln oder das kurzzeitige Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ist erlaubt, um den Einsatzkräften Platz zu machen. 

Was die Leute verstehen müssen: Wir sind als Rettungssanitäter im Einsatz, wenn es sich um einen akut lebensbedrohlichen Notfall handelt. Da müssen die eigenen Bedürfnisse warten.

Wenn Andra Lorenzen, 30 Jahre, Feuerwehrfrau und Notfallsanitäterin aus Schleswig-Holstein, mit ihrem Team ausrückt, schwebt jemand in Lebensgefahr. Immer wieder erlebt sie kuriose Vorfälle: 

„Ich war mit einem Kollegen in einem Mehrfamilienhaus im Einsatz. Wir haben unser Fahrzeug vor der Tiefgarage abgestellt, da es zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit gab. Als wir dann gerade dabei waren, den Patienten mit der Trage durchs Treppenhaus zu tragen, sahen wir durch das Fenster, dass der Einsatzwagen weg war. Eine Person, die aus der Tiefgarage fahren wollte, hat das Rettungsfahrzeug einfach umgeparkt, weil mein Kollege leider den Schlüssel stecken ließ. Da fehlen einem dann die Worte.“ 

Weder die Fahrzeuge noch die Ausrüstung der Einsatzkräfte dürfen berührt oder gar bewegt werden. Auch das kann empfindliche Strafen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall ist man selbst schuld, wenn die erkrankte Person nicht rechtzeitig die notwendige Hilfe erhält. 

Wer im Straßenverkehr ein Einsatzfahrzeug bemerkt, muss sich daher immer fragen: Was kann ich tun, um die Helferinnen und Helfer nicht zu behindern? Dann gilt es, so schnell wie möglich Platz zu machen und die eigenen Bedürfnisse für einen Moment zurückzustellen, damit wirklich Hilfsbedürftige so schnell wie möglich Hilfe bekommen. 

Bilder: Adobe Stock; Lucas Wahl

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