Nie wieder mobil?

Was es bedeutet, das Auto abzugeben.

Eva Hener hat das Autofahren mit 89 Jahren aufgegeben. Dieser Entschluss ist ihr nicht leichtgefallen. Warum sich die Seniorin aus Friedrichshafen dafür entschieden hat und wie sie heute mobil bleibt, erzählt sie ihrer Enkelin Julia. Ein Gespräch über ein Stück Freiheit.

10.01.2025
3 min Lesedauer

J: Oma, vor mehr als vier Jahren hast du dein Auto abgeschafft. Wann hast du beschlossen, nicht mehr Auto zu fahren? Und warum? 

E: Ich war 89 Jahre alt. Dein Papa Eckart hat zu mir gesagt: „Bevor du 90 wirst, überleg dir doch mal, ob du noch fahren willst.“ Aber ich hatte mich schon entschieden. Er wollte nämlich auch gerne das Auto übernehmen. Das passte einfach.   

J: Ich bin stolz auf dich, dass du diese Entscheidung getroffen hast. Ich hoffe, wenn ich mal in deinem Alter bin, werde ich auch so vernünftig sein. (lacht) Hast du dich am Steuer unsicher gefühlt, sodass du nicht mehr fahren solltest? 

E: Nein. Aber ich fand es richtig. Ich wollte nicht übermorgen in der Zeitung stehen mit der Überschrift: „89-Jährige hat Unfall verursacht.

J: Womit bist du heute meistens unterwegs?   

E: Ich bin schon immer viel Fahrrad gefahren. Wir haben uns schon vor zwölf Jahren E-Bikes gekauft. Wir waren damals die Ersten bei unserem Fahrradhändler. Seitdem ist das Fahren viel einfacher.

Eine ältere und eine jüngere Frau stehen vor einem schwarzen Auto und lächeln in die Kamera.
Oma Eva und ihre Enkelin Julia
„Ich wollte nicht als Unfallverursacherin in der Zeitung stehen.“

J: Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen schon genervt sind vom Fahren oder vom Verkehr, bevor sie sich überhaupt auf den Weg machen – besonders in Großstädten wie Berlin. Dort gibt es aber mehr Möglichkeiten, auch ohne Auto mobil zu sein. Fühlst du dich jetzt, wo du das Auto abgegeben hast, eingeschränkt? 

E: Für unsere Verhältnisse sind wir noch relativ mobil. Wir haben in unserer Siedlung eine sagenhafte Busverbindung. Alle zehn Minuten fährt ein Bus in die Stadt, und das reicht uns. Außerdem habe ich immer noch zwei Söhne, die in der Nähe wohnen und uns auch fahren, wenn wir sie dringend brauchen.  

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J: Wann hast du eigentlich deinen Führerschein gemacht? 

E: Da war ich etwas über 30 Jahre alt, ungefähr 33.  

J: Und warum hast du den Führerschein gemacht? Hatten viele andere, die du kanntest, schon den Führerschein?  

E: Nein, das war damals etwas Besonderes. Wir hatten lange kein Auto und es gab für mich keinen Grund, den Führerschein zu machen. Als wir dann in den 60er Jahren einen Wagen angeschafft haben, habe ich es angepackt.  

Eine Frau und ein Mann stehen Arm in Arm nebeneinander und blicken in die Kamera.
Eva Hener und ihr Mann Walter

J: Gehörte das Auto Opa und dir? Habt ihr den Führerschein zusammen gemacht? 

E: Nein, der Opa hatte schon einen Führerschein. Den musste er schon haben für seine Arbeit bei der Post. 

J: Auf dem Land kommt man ohne Auto oft gar nicht von A nach B. Für mich als Jugendliche in der Kleinstadt bedeutete Autofahren Freiheit und Unabhängigkeit. Jetzt, wo ich in Berlin wohne, bin ich fast nur noch mit Bus und Bahn unterwegs. Ein eigenes Auto ist in der Großstadt eher lästig. Was bedeutete Autofahren damals für dich?  

E: Alles. Ich bin wahnsinnig gerne Auto gefahren. Opa wollte das eigentlich gar nicht. Erst als er schlecht gesehen hat, bin nur noch ich gefahren. 

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J: Wo bist du dann meistens hingefahren?  

E: Das waren keine weiten Strecken. Außer wenn es in den Urlaub in den Schwarzwald ging. Zu Hause bin ich immer zu unserem Eier- und Obsthändler auf dem Land gefahren, aber sonst nicht viel. Zur Arbeit war ich meist mit dem Fahrrad unterwegs.  

J: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und dass du so ein gutes Vorbild bist. Ich hoffe, dass du noch lange mobil bleibst und dabei Rücksicht von anderen Verkehrsteilnehmenden erfährst.  

Bilder: privat