Zahl der Verkehrstoten steigt wieder
Unfallzahlen 2023: Mehr tun für Verkehrssicherheit
Die Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes spiegeln jedes Jahr die Situation der Verkehrssicherheit in Deutschland. Die Statistik für das Jahr 2023 ruft zum Handeln auf: 2.839 Menschen starben bei Straßenverkehrsunfällen. Das ist ein Anstieg um 51 Tote im Vergleich zum Vorjahr.
Mehr Tote und auch mehr Verletzte als im Vorjahr: Das ist die Unfallbilanz für 2023. 2.839 Tote bedeuten ein trauriges Plus von 1,8 %. Die Zahl der Verletzten stieg auf 366.557 – ein Plus von 1,5 %. Täglich starben im Schnitt acht Personen und es verletzten sich 1.004 Personen im Straßenverkehr. Ein Hoffnungsschimmer: Die Zahlen blieben unter dem Vor-Corona-Niveau, obwohl das Verkehrsaufkommen seit 2022 wieder deutlich gestiegen ist.
„Die Erfolge der Verkehrssicherheitsarbeit der vergangenen Jahre und Jahrzehnte sind in erster Linie ein Erfolg für den motorisierten Verkehr. Gerade für bestimmte Gruppen im Straßenverkehr besteht nun dringender Handlungsbedarf“, sagt Seema Mehta, Pressesprecherin des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) e.V.
Verkehrsteilnehmende zu Fuß und mit dem Rad immer häufiger betroffen
Besonders gefährdet sind ungeschützte Verkehrsteilnehmende wie Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer. Innerorts ereigneten sich die meisten Unfälle: Zwei Drittel der Menschen, die 2023 in Städten und Ortschaften durch Verkehrsunfälle starben, waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Seit 2000 hat sich der Anteil der tödlich verunglückten Radfahrenden verdoppelt.
Der Präsident des DVR Manfred Wirsch gibt zu bedenken: „Die Zahl der getöteten und verletzten Fußgängerinnen und Fußgänger ist in den vergangenen drei Jahren jeweils spürbar angestiegen. Mit mehr als 28.000 verletzten Fußgängerinnen und Fußgängern sprechen wir hier von einer Zahl, die der Bevölkerung einer ganzen Stadt wie Meißen gleichkommt.“
Aber es gibt bereits Ansätze, um die Situation zu verbessern: Die 2024 verabschiedete Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) erleichtert es Kommunen unter anderem, den Verkehr sicherer zu gestalten. Ab sofort können sie Zebrastreifen einfacher anlegen, ohne eine „besondere örtliche Gefährdungslage“ nachweisen zu müssen. Zudem erlaubt die Gesetzesänderung, Fuß- und Radwege leichter auszuweisen.
Verkehrsunfälle im Laufe der Jahre:
Obwohl das Verkehrsaufkommen in Deutschland seit den 1950er Jahren stark angestiegen ist, hat sich die Verkehrssicherheit im Laufe der Jahrzehnte deutlich verbessert. Im Jahr 1970 erreichte die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland mit 20.000 ihren Höchststand. Mit 2.839 tödlich Verunglückten im Jahr 2023 ist die Zahl seitdem im Vergleich um 86 % zurückgegangen.
Im Rahmen des Verkehrssicherheitsprogramms will die Bundesregierung die Zahl der Verkehrstoten bis 2030 um weitere 40 % senken, beispielsweise durch einen effizienteren Einsatz von Fahrassistenzsystemen oder die Verbesserung der Straßeninfrastruktur.
Alkohol und Rasen sind häufige Unfallursachen
Alkohol am Steuer bleibt ein ernstes Problem. Im Jahr 2023 gab es in Deutschland 37.172 alkoholbedingte Verkehrsunfälle – ein Rückgang von 4,1 % gegenüber dem Vorjahr. Trotzdem liegt diese Zahl über dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021.
Auch unangepasste Geschwindigkeit ist weiterhin eine der Hauptursachen für tödliche Unfälle. Da außerhalb geschlossener Ortschaften in der Regel schneller gefahren wird, haben Unfälle dort oft schwerwiegendere Folgen. Auf Autobahnen starben 130 Menschen bei Unfällen aufgrund von unangepasster Geschwindigkeit – das sind 43 % aller dortigen Verkehrstoten.
Auf Landstraßen wird die Gefahr von unangepasster Geschwindigkeit besonders deutlich. Ein Drittel der Verkehrstoten auf Landstraßen starb bei Unfällen, bei denen mindestens ein Beteiligter die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritt. Neben der Geschwindigkeit tragen weitere Risikofaktoren, wie die fehlende Abgrenzung zum Gegenverkehr oder Bäume neben der Fahrbahn, zur hohen Unfallrate auf Landstraßen bei: Insgesamt ereigneten sich 58 % aller tödlichen Unfälle auf Landstraßen.
Die Unfallzahlen 2023 sind ein Weckruf
Trotz des allgemeinen Rückgangs der Verkehrstoten in den vergangenen Jahren besteht weiterhin Handlungsbedarf, besonders beim Schutz von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radfahrerinnen und Radfahrern.
Jede Person, die im Straßenverkehr ihr Leben verliert, ist eine zu viel. Die Vision Zero – keine Verkehrstoten mehr auf unseren Straßen zu verzeichnen – ist nach wie vor das Ziel. Durch kontinuierliche Verbesserungen bei der Infrastruktur, konsequente Aufklärung und Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmenden sowie mehr Achtsamkeit und Rücksicht können wir diesem Ziel einen Schritt näherkommen.
Bilder: Shutterstock, BMDV