Fabian Köster auf der Suche nach #mehrAchtung

Unterwegs mit der Polizei Hannover

Fabian Köster ist auf der Suche nach #mehrAchtung im Straßenverkehr. Nachdem er sich bereits beim Rettungsdienst, in der Fahrschule und auf der Fahrradmesse umgesehen hat, begleitet er nun einen Tag lang die Fahrradstaffel der Polizei Hannover auf Streife.

09.05.2025
4 min Lesedauer
Es sind zwei Polizisten und Fabian Köster auf Fahrrädern zu sehen. Sie sind auf dem Radweg und tragen alle einen Helm

Hannover, Welfenplatz 1, Polizeiinspektion Abteilung Besondere Dienste. Hier ist neben der Reiter- und Diensthundführerstaffel seit 2021 auch die Heimat der Fahrradstaffel und der beiden Fahrradpolizisten Diekmann und Blanke. „Moin, Moin. Ich darf euch heute begleiten. Muss ich Angst haben?“, begrüßt Fabian Köster die beiden. Die Antwort von Polizist Diekmann kommt mit einem Augenzwinkern: „Nein. Wir passen auf dich auf.“

Für die Sicherheit auf zwei Rädern sind Diekmann und Blanke mit ihren neongelben Helmen und den retroreflektierenden Uniformen kaum zu übersehen. „Sicherheit geht vor“, sagt Polizist Blanke. Der Himmel über Hannover ist strahlend blau, doch die Temperaturen sind eisig. Kein Problem für die beiden Polizisten: „Wir sind 365 Tage im Jahr mit dem Fahrrad unterwegs.“

Alarm für Cobra 11 km/h

Gemeinsam mit den Polizisten macht sich Fabian Köster auf den Weg durch die Stadt. „Ist aber aktuell eher Alarm für Cobra 11 km/h, oder?“, scherzt Fabian, als es losgeht. „Das hängt von den Straßenverhältnissen ab“, antwortet Diekmann.

Schon kurz nach dem Start beobachten die Beamten den ersten Verkehrsverstoß. „Gerade mussten wir jemanden anhalten, der während der Fahrt sein Handy benutzt“, kommentiert Diekmann trocken. 55 Euro kostet dieses Vergehen. „Klassiker?“, fragt Fabian. „Klar, gerade dieses Navigieren auch“, bestätigt Diekmann und fügt an: „Viele denken, Handybenutzung ist nur telefonieren. Aber Navigieren, WhatsApp-Nachrichten schreiben oder auch ein Podcast oder Songtitel weiter zu switchen“ seien verboten und gefährlich.

Handy am Steuer und Geisterfahrer

Wenig später stoppt Polizist Blanke einen Radfahrer, der den Radweg auf der falschen Seite benutzt. „Einmal die Polizei, schönen guten Tag. Ich halte Sie an, weil Sie auf der falschen Straßenseite fahren. Sie sind als Geisterfahrer unterwegs.“ Laut Blanke ist das besonders in seiner Stadt ein Problem: „Das Befahren der falschen Straßenseite gehört zu den Hauptunfallursachen, die wir in der Polizeidirektion Hannover zu beklagen haben.“

Bußgelder für Radfahrende: Handy am Lenker, Geisterradelnde und riskante Manöver

  • Elektronische Geräte (z. B. Handy) rechtswidrig benutzt: mindestens 55 Euro

  • Vorschriftswidrig auf Gehwegen fahren: mindestens 55 Euro

  • Radweg in nicht zulässiger Richtung befahren: mindestens 20 Euro

  • Rote Ampel überfahren: mindestens 60 Euro

  • Alkohol: Schon geringe Alkoholwerte können in Verbindung mit auffälligem Fahrverhalten (z. B. Fahrfehlern oder einem Unfall) rechtliche Folgen haben. In solchen Fällen droht der Entzug der Fahrerlaubnis oder sogar ein Fahrverbot. Radfahrende, die mit einem Blutalkoholgehalt von 1,6 Promille oder mehr unterwegs sind, gelten als absolut fahruntüchtig und müssen mit Konsequenzen rechnen. Im Straßenverkehr gilt daher: Kein Alkohol am Lenker!

Niedriges Bußgeld, hohe Gefahr

Immer wieder zeigt sich: Die geringen Bußgelder stehen oft in keinem Verhältnis zu den Gefahren. „Es gibt auch Sachen, die sind nach Bußgeldkatalog gar nicht so teuer, haben aber extreme Folgen“, sagt Diekmann. Als ein Mann, der eben noch mit seiner Tochter zu zweit als Geisterfahrer unterwegs war, einen Bußgeldbescheid über 10 Euro bekommt, kommentiert Fabian: „Da kommt man ja echt billig davon. Dafür, dass hier wirklich auch ein Menschenleben auf dem Spiel steht.“

Laut einer Erhebung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) verunfallen Radfahrende immer öfter alleine. Fast zwei Drittel geben an, dass ihr Fahrstil eine Rolle spielte. Häufige Ursachen: zu hohes Tempo, abruptes Bremsen, Unaufmerksamkeit. Bei jedem 25. Alleinunfall war Alkohol im Spiel, bei polizeilich erfassten Unfällen sogar bei jedem sechsten.

Rücksicht verhindert Unfälle

Doch auch Autofahrende können dafür sorgen, den Verkehr auf Straßen und Radwegen sicherer zu machen. Es gilt, beim Vorbeifahren einen Seitenabstand von 1,5 Metern innerorts und 2 Metern außerorts zu Radfahrenden einzuhalten. Doch die Realität sieht oft anders aus. Deshalb braucht es Rücksicht von allen Seiten, um den Verkehr sicherer zu machen.

„Dooring ist hier ein Thema“, sagt Diekmann und zeigt auf einen Radweg, der direkt an parkenden Autos vorbeiführt. „Wenn hier einer die Tür aufreißt“, habe man kaum Möglichkeiten, auszuweichen.

Dooring: Wie man schwere Unfälle vermeidet

Was ist Dooring?

Dooring passiert, wenn Autoinsassen ihre Türen öffnen, ohne auf Radfahrende oder anderen Verkehr zu achten. Für Radfahrende oft plötzlich, ohne die Möglichkeit zu bremsen oder auszuweichen. Hier können schwere Unfälle passieren.

Wie gefährlich ist Dooring?

Kollisionen können schwere Kopfverletzungen verursachen, besonders ohne Helm. Jede und jeder fünfte Radfahrende wird bei Dooring-Unfällen schwer verletzt.

Wie lässt sich Dooring verhindern?

Der Holländische Griff ist hilfreich: Man öffnet die Autotür mit der Hand, die am weitesten von der Tür entfernt ist. Dies zwingt die Autoinsassen, den Kopf zu drehen und auf den Verkehr auf dem Radweg zu achten.

Achtsamkeit und Humor im Straßenverkehr

„Ihr seid ja tagtäglich mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs. Wo würdet ihr euch denn mehr Achtung und mehr Respekt wünschen?“, fragt Fabian. „Eigentlich überall da, wo die verschiedenen Verkehrsarten zusammenkommen, also Fußgänger, Radfahrer und Autos“, antwortet Blanke. „Ich kenne kaum Themen bei der Polizeiarbeit, die so polarisieren wie der Straßenverkehr.“

Zwei Polizisten in dunkelblauer Uniform stehen neben ihren Fahrrädern auf einem Weg. Beide tragen leuchtend gelbe Fahrradhelme.

Viele Leute würden vergessen, „dass sie ja nicht immer Autofahrer sind, sondern auch mal als Radfahrer unterwegs sind oder als Fußgänger“, sagt der Polizist. Deshalb „sollte man öfter mal die Perspektive wechseln“, stimmt Köster am Ende seiner Fahrradstreife zu. Das sei auch, was den Comedian an dieser Initiative reizt: schwere Themen, wie den Straßenverkehr mit Humor zu verbinden und so für mehr Achtsamkeit im Alltag zu werben. „Man darf alles nicht zu ernst nehmen. Vor allem nicht sich selbst.“ Daher unsere Bitte: Statt Ungeduld und Ärger über andere ist Perspektivwechsel und mehr Empathie angesagt. Seien Sie achtsam und rücksichtsvoll unterwegs – für ein besseres und sichereres Miteinander im Straßenverkehr.

Bilder: Ronja Hartmann

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