Sicher zur Schule
Kinder gemeinsam im Straßenverkehr schützen
Jeden Morgen sind Millionen Kinder auf dem Schulweg unterwegs. Ihre Sicherheit hängt von allen Verkehrsteilnehmenden ab. Wie Autofahrende, Radfahrende und Eltern gemeinsam dafür sorgen können, dass jedes Kind sicher ankommt.

7:45 Uhr, Schulweg in einem Münchener Vorort: Ein achtjähriges Mädchen läuft zwischen zwei SUVs hervor – direkt vor ein herannahendes Auto. Nur die Vollbremsung des aufmerksamen Fahrers verhindert das Schlimmste. Damit aus solchen Schrecksekunden keine Tragödien werden, müssen alle Verkehrsteilnehmenden gemeinsam wachsam sein.
Warum Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet sind
Je nach Alter und Größe können Kinder am Straßenrand kaum über parkende Autos schauen. Was für Erwachsene eine alltägliche Verkehrssituation ist, wird für sie zum Hindernisparcours voller unsichtbarer Gefahren.
Doch nicht nur das Blickfeld von Kindern unterscheidet sich von dem von Erwachsenen, auch ihr Fokus und ihre situative Wahrnehmung sind anders ausgeprägt. Ein Ball rollt auf die Straße? Das Kind rennt hinterher, oftmals, ohne nach links oder rechts zu schauen. Ein Freund winkt von der anderen Straßenseite? Der direkte Weg führt möglicherweise zwischen parkenden Autos hindurch.
Diese Faktoren machen Verkehrssituationen in der Nähe von Schulen oder Kindertagesstätten oft unberechenbar. Besonders unübersichtlich wird es, wenn sich morgens vor Schulen der Verkehr staut, Elterntaxis in zweiter Reihe halten und viele Fahrräder und Tretroller unterwegs sind.

Autofahrende: Fuß vom Gas, Augen auf
Wer mit dem Auto durch Schulzonen fährt, muss besonders aufmerksam sein. Deshalb gilt als oberste Regel: Fahren Sie langsam – auch wenn die Ampel gerade auf Grün wechselt oder Sie an einer Kreuzung eigentlich Vorfahrt haben. Tempo 30 ist das Maximum, doch oft ist Schritttempo die sicherere Wahl.
Rechnen Sie jederzeit damit, plötzlich bremsen oder ausweichen zu müssen. Das gelingt aber nur, wenn Sie vollkommen aufmerksam bleiben. Das heißt: Handy weglegen, Radio leiser drehen, sich ausschließlich auf die Straße konzentrieren. Denn hinter jedem parkenden Auto könnte ein Kind hervorrennen.
Besondere Vorsicht ist bei Kindern auf Fahrrädern geboten: Sie fahren oft unsicher, schwanken oder bremsen unvermittelt. Halten Sie deshalb großzügigen Sicherheitsabstand und überholen Sie nur, wenn ausreichend Platz vorhanden ist.
Genauso wichtig wie vorsichtiges Fahren ist bewusstes Parken. Sichtlinien freihalten kann Leben retten. Wer in zweiter Reihe hält oder auf Gehwegen parkt, versperrt anderen Verkehrsteilnehmenden die Sicht auf Rad- und Gehwege. Manchmal macht ein Parkplatz 100 Meter weiter den entscheidenden Unterschied.
Das Elterntaxi-Dilemma verstehen
Viele Eltern fahren ihre Kinder zur Schule, weil sie sich Sorgen um deren Sicherheit machen, oder die Strecke zu weit ist. Ungewollt kann dadurch jedoch das Verkehrsaufkommen vor Schulen zunehmen und die Situation für alle Kinder unübersichtlicher werden. Denn mehr Autos bedeuten mehr potenzielle Gefahrenquellen.
Alle Verkehrsteilnehmenden sollten daher besonders zwischen 7:30 und 8:30 Uhr sowie zwischen 12:00 und 13:30 Uhr mit erhöhtem Verkehrsaufkommen in der Nähe von Schulen rechnen. In diesen Zeiten ist es besonders wichtig: Planen Sie auch als Elternteil mehr Zeit ein, fahren Sie noch vorsichtiger als sonst und parken Sie, wenn möglich, nicht in zweiter Reihe. Parken Sie lieber eine Straße weiter, damit das Kind noch den letzten Rest des Weges allein gehen kann. Das fördert auch noch einmal mehr die Kompetenzen Ihres Kindes.

Was Eltern tun können
Doch auch abseits des Straßenverkehrs können Eltern etwas für die Schulwegsicherheit tun: Gehen Sie den Schulweg gemeinsam ab. Üben Sie das Stehenbleiben vor Straßen, das Schauen nach links und rechts, das Warten auf Grün. Helle und sogar reflektierende Kleidung macht Ihr Kind sichtbar – besonders in den dunklen Wintermonaten.
Wenn das Auto unvermeidbar ist: Lassen Sie Ihr Kind zur Gehwegseite aussteigen, parken Sie legal und sicher mit genügend Abstand zur Schule, planen Sie genug Zeit ein.
Zweiräder: Langsam fahren, Leben schützen
Neben Autos sind auch viele Zweiräder in Schulnähe unterwegs. Radfahrende und E-Scooter-Fahrende sind oft schnell und fast geräuschlos unterwegs. Das macht es besonders für Kinder schwer, rechtzeitig auf nahende Zweiräder zu reagieren. Deshalb sollten Sie in Schulnähe das Tempo drastisch drosseln, sobald Sie Kinder sehen.
Dabei ist wichtig zu wissen: Ihr Klingelzeichen kann ein Kind eher erschrecken, statt es zu warnen. Kommunizieren Sie also freundlich und überholen Sie mit großem Sicherheitsabstand. Denken Sie außerdem daran, dass junge Radfahrende plötzlich die Spur wechseln oder unvermittelt bremsen können.
Kinder haben auf gemeinsamen Geh- und Radwegen immer Vorrang. Achten Sie darauf, auch wenn Sie dadurch vielleicht fünf Minuten länger unterwegs sind.
Ob Auto, Fahrrad oder E-Scooter – für alle gilt: Reduzieren Sie das Tempo in Schulnähe, bleiben Sie aufmerksam und nehmen Sie Rücksicht auf die schwächsten Verkehrsteilnehmenden.
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