Hektik am Bahnhof

So verhalte ich mich richtig am Bahnsteig

Schubsen, drängeln, schreien? Richtiges Verhalten im Bahnhof und am Gleis sieht anders aus. #mehrAchtung zeigt, wie es besser geht und warum Reisende dadurch entspannter ans Ziel kommen.

13.01.2025
3 min Lesedauer
Auf dem Bild sieht man einen Bahnsteig mit zwei ICEs auf zwei verschiedenen Gleisen.

Viele Fahrgäste kennen es: Besonders zu Hauptreisezeiten wird es in Bahnhöfen schnell hektisch. Ob am Bus- oder Bahnsteig – oft ist die Stimmung im Getümmel eher angespannt als entspannt. Doch das muss nicht sein! Diese fünf Tipps von #mehrAchtung und Bahnmitarbeiterin Anna-Carola Axtmann verhelfen allen zu mehr Gelassenheit. 

Axtmann hat lange Zeit selbst im Service am Bahnhof gearbeitet – sie kennt die Hektik am Bahnsteig bestens. Heute ist Axtmann als Betriebsrätin für Personenbahnhöfe bei der DB InfraGO AG in Stuttgart tätig und engagiert sich darüber hinaus in der Betriebsgruppe der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).  

1. Rücksicht auf andere Reisende nehmen

Besonders an Bahnsteigen, an denen sich viele Menschen aufhalten, kann es hektisch und unübersichtlich werden, weiß Axtmann aus eigener Erfahrung. Sie hat Verständnis dafür, dass Reisende in hitzigen Situationen schnell in den Zug steigen oder zum Ausgang gelangen möchten – aber nicht auf Kosten anderer: „Die Rücksicht sollte hier nicht zu kurz kommen, besonders beim Ein- und Aussteigen. So wird es weniger stressig für alle Beteiligten.“ Axtmann empfiehlt mehr Achtsamkeit: Wer den Weg freimacht und anderen Reisenden Hilfe anbietet – etwa beim Koffer aus dem Zug hieven –, trägt zu einer besseren Stimmung am Bahnsteig bei.  

Auch anhaltend laute Gespräche oder andere Störgeräusche sollten Reisende am Bahnsteig vermeiden. „Durch den hohen Lärmpegel werden Lautsprecheransagen schwerer verständlich“, gibt Axtmann zu bedenken. Doch gerade diese akustischen Informationen sind wichtig – vor allem für Menschen mit Sehbehinderung. 

2. Keine Treppen und Zugänge blockieren 

Direkt am Absatz der Rolltreppe stehenbleiben und sich umgucken? Keine gute Idee, sagt Axtmann: „Das führt zu Stauungen und dadurch entstehen Konflikte oder unübersichtliche Situationen, sowohl für die Reisenden als auch für die Mitarbeitenden am Bahnsteig.“ Sie empfiehlt, nach Verlassen der Treppe ein paar Meter weiterzugehen und sich in Ruhe am Rand zu orientieren. Auch an den Fahrzeugtüren lassen sich chaotische Szenen ganz einfach vermeiden – und zwar nicht nur bei Zügen, sondern bei allen Verkehrsmitteln: „Erst aussteigen lassen, dann einsteigen. Und nach dem Ausstieg nicht abrupt stehenbleiben, das bremst den Verkehrsfluss.“ Wenn alles läuft, herrscht auch bessere Stimmung. 

Das Portrait zeigt eine Frau mit schwarzem, gelocktem Haar in einer rosa Bluse.
Bahnmitarbeiterin Anna-Carola Axtmann

3. Hilfsmittel für Beeinträchtigte freihalten

Für Menschen, die sensorisch oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, gibt es in Bahnhöfen diverse Hilfen – etwa Handläufe mit Braille-Schrift, die geriffelten Bodenleitlinien am Bahnsteig, genoppte Aufmerksamkeitsfelder vor Aufzügen und Zugängen oder Hublifte für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer. „Wer diese Hilfsmittel freilässt, also nichts abstellt, selbst draufsteht oder beispielsweise ein Fahrrad am Treppenhandlauf anschließt, hat den Reisenden, die auf die Hilfen angewiesen sind, schon viel geholfen“, merkt Axtmann an. Ihre Bitte: Orientierungs- und Mobilitätshilfen nicht blockieren.

4. Als Reisegruppe mehrere Türen zum Ein- und Ausstieg nutzen  

Ob Stammtischfahrt oder Schulklasse: Größere Gruppen sollten immer durch mehrere Türen in den Zug steigen, anstatt nur eine zu nutzen, merkt Axtmann an. „Wenn sich Reisende gut über den Bahnsteig verteilen, klappt nicht nur das Ein- und Aussteigen besser, sondern auch der betriebliche Ablauf.“ Die Bahnmitarbeitende erläutert: „Oft halten die Züge nur kurz, vielleicht 80 Sekunden. Natürlich sind die Kolleginnen und Kollegen am und im Zug daran interessiert, dass es fix geht mit dem Aus- und Zustieg.“ Und: Über freie Türen und einen reibungslosen Ablauf freuen sich auch die Mitreisenden.  

Um das Getümmel am Bahnsteig zu entzerren, hat Axtmann einen weiteren Tipp: „Reisende mit Sitzplatzreservierung sollten sich möglichst dort hinstellen, wo ihr Zugteil hält, in dem sie reserviert haben. So muss niemand am Zug entlanglaufen, während andere Fahrgäste schon einsteigen.“ Auskünfte über die Wagenreihung gibt es unter anderem auf den Wagenstandanzeigern am Bahnsteig und für ICE, IC und EC auch in der App der Deutschen Bahn.  

5. Nicht verzagen, sondern das Bahnpersonal fragen 

Erreiche ich meinen Anschlusszug? Wo ist der nächste Aufzug? Stehe ich am richtigen Gleis? Antworten darauf hat in jedem Fall das Bahnpersonal. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bahnhof und in den Zügen unterstützen nicht nur darin, die Übersicht zu behalten, sondern helfen auch bei Fragen gerne weiter. Vor allem Reisende, die nicht regelmäßig mit der Bahn unterwegs sind, brauchen sich nicht scheuen, das Servicepersonal anzusprechen, rät Axtmann. Dies reduziere den Ärger und Stress für alle – „und Situationen wie dieses Stehenbleiben direkt an der Treppe lassen sich durch Nachfragen vermeiden“, sagt Axtmann. Ihr Tipp: Wer fragt, kommt besser und entspannter ans Ziel.  

Gemeinsam läuft es besser 

Rücksicht, Umsicht und Geduld – wer diese drei Prinzipien beherzigt, trägt zu mehr Gelassenheit in Bahnhöfen, an Haltepunkten und in den Fahrzeugen bei. Und achtsames Verhalten und Hilfsbereitschaft verbessern nicht nur das Verkehrsklima, sondern auch die Stimmung aller. Denn: Gemeinsam funktioniert es besser. Deswegen setzt sich auch die Deutsche Bahn für ein rücksichtsvolles und sicheres Miteinander im Verkehr ein – als Partner von #mehrAchtung. 

Das Bild zeigt eine Vielzahl von Menschen auf dem Bahnsteig. Auf dem Bahnsteig gegenüber von ihnen steht eine Regionalbahn.
Bahnsteig mit wartenden Personen.

Bilder: Shutterstock, privat