Ein Fehler mit fatalen Folgen

Alkohol am Steuer: Strafe, MPU, Führerschein weg?

Ein Moment der Unachtsamkeit kann Ihr Leben und das anderer Menschen für immer verändern. Erfahren Sie, welche drastischen Konsequenzen Alkohol am Steuer in Deutschland haben kann.

04.09.2025
5 min Lesedauer

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein schöner Abend, gute Stimmung, ein paar Drinks. Und dann fällt die fatale Entscheidung, sich noch hinters Steuer zu setzen. Vernebelt vom Alkohol folgt ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, eine Fehleinschätzung – und plötzlich ändert sich das Leben von Ihnen und anderen Menschen für immer. Allein im Jahr 2024 kam es in Deutschland zu rund 35.100 Verkehrsunfällen bei denen mindestens eine unfallbeteiligte Person alkoholisiert war. Das sind durchschnittlich 96 Alkoholunfälle pro Tag, das bedeutet alle 15 Minuten kommt es zu einem Alkoholunfall! Im Jahr 2024 starben dabei 198 Menschen.

Zu sehen ist eine Person, die ein Schnapsglas hält, während auf dem Tisch davor ein Autoschluessel und ein Führerschein liegen.

Warum ist Alkohol am Steuer so gefährlich?

Die Antwort ist einfach: Alkohol beeinträchtigt unter anderem die Wahrnehmung, die Reaktionsfähigkeit und das Urteilsvermögen. Sie erkennen Risiken später, reagieren langsamer und treffen falsche Entscheidungen. Das ist gefährlich für sich selbst und alkoholisierte Personen gefährden auch die Leben aller anderen, die im Straßenverkehr unterwegs sind – egal ob im Auto, mit dem E-Scooter, Motorrad, Fahrrad oder zu Fuß.

0,3 Promille sind schnell erreicht!

  • Eine 60 kg schwere Frau: ca. 0,1 l Wein oder 0,3 l Bier

  • Ein 80 kg schwerer Mann: ca. 0,2 l Wein oder 0,5 l Bier

Mit wie viel Promille darf man Auto fahren?

Viele fragen sich: Ab wie viel Promille darf ich überhaupt noch Auto fahren? In Deutschland liegt ab einer Promillegrenze von 0,5 Promille Blutalkoholkonzentration (BAK) zwangsläufig eine Ordnungswidrigkeit vor. Jedoch wird das Fahren beim Vorliegen alkoholbedingter Ausfallerscheinungen bereits ab 0,3 Promille als Straftat geahndet. Außerdem gilt für Führerscheinneulinge in der Probezeit, Personen unter 21 Jahren sowie im gewerblichen Personen- und Gütertransport sogar ein absolutes Alkoholverbot. Ab 1,1 Promille gelten Sie als absolut fahruntauglich. Doch auch unterhalb der 0,5-Promille-Grenze kann Alkohol Ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen und im Falle eines Unfalls schwerwiegende Folgen haben. Verlassen Sie sich nicht auf Faustregeln – die sicherste Grenze ist nach Alkoholkonsum nicht selbst zu fahren!

Ab wann ist der Führerschein weg? Die Promillegrenzen im Überblick:

Absolutes Alkoholverbot gilt für:
- Fahranfängerinnen und Fahranfänger bis 21 Jahre
- Fahranfängerinnen und Fahranfänger in der Probezeit (unabhängig vom Alter)
- Bus- und Taxifahrende sowie Gefahrgutfahrende (gewerblicher Personen- oder Gütertransport)

Strafen bei Verstoß von Fahrenden unter 21 Jahren:
- 250 Euro Bußgeld
- 1 Punkt in Flensburg

Strafen bei Verstoß in der Probezeit:
- evtl. Pflichtteilnahme an einem Aufbauseminar
- Verlängerung der Probezeit um 2 Jahre

Strafen bei Verstoß für gewerbliche Fahrende:
- Geldbußen bis zu 10.000 Euro bzw. 50.000 Euro

Relative Fahruntüchtigkeit
- Bereits ab 0,3 Promille wird diese strafrechtlich geahndet, wenn Ausfallerscheinungen auftreten.

Keine Auffälligkeiten
- keine Strafe (solange keine weiteren Anzeichen von Fahrunsicherheit vorliegen).

Mit Ausfallerscheinungen (z. B. Schlangenlinienfahren, Unfallverursachung):
- gilt als Straftat (Gefährdung des Straßenverkehrs)
- Meist wird die Fahrerlaubnis zumindest vorläufig entzogen, für mindestens 6 Monate möglich.
- Geld- oder Freiheitsstrafen
- 3 Punkte in Flensburg

Ordnungswidrigkeit:
- Wenn die fahrende Person mit 0,5 bis 1,09 Promille fährt und keine weiteren Auffälligkeiten zeigt.

Strafen und Folgen
- Erstverstoß:
500 Euro Geldbuße, 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot
- Zweitverstoß: 1.000 Euro Geldbuße, 2 Punkte in Flensburg, 3 Monate Fahrverbot
- Jeder weitere Verstoß: 1.500 Euro Geldbuße, 2 Punkte in Flensburg, 3 Monate Fahrverbot
- Je nach Fall können laut Straßenverkehrsgesetz (StVG) sogar Geldbußen von bis zu 5.000 Euro verhängt werden.
- Hinweis: Kommt es zu einem Unfall, gilt dies als Straftat mit weiterreichenden Konsequenzen (Führerscheinentzug, ggf. Freiheitsstrafe).

Absolute Fahruntüchtigkeit
- Ab diesem Wert gilt man als absolut fahruntüchtig – unabhängig von tatsächlichen Ausfallerscheinungen. Es handelt sich immer um eine Straftat.

Strafen und Folgen
- Führerscheinentzug für mindestens 6 Monate bis zu 5 Jahre oder sogar dauerhaft
- Geld- oder Freiheitsstrafe (bis zu 5 Jahre)
- 3 Punkte in Flensburg
- MPU: In einigen Fällen (z. B. bei Ausfallerscheinungen) und Bundesländern kann direkt eine MPU angeordnet werden.

Zwingende MPU
- Ab diesem Wert ist eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) zwingend vorgeschrieben, bevor eine neue Fahrerlaubnis erteilt wird.

Strafen und Folgen
- Führerscheinentzug für mindestens 6 Monate bis zu 5 Jahre oder sogar dauerhaft
- Geld- oder Freiheitsstrafe (bis zu 5 Jahre)
- 3 Punkte in Flensburg
- MPU ist erforderlich
- Hinweis: Eine MPU ist auch bei wiederholtem Fahren unter Alkoholeinfluss (auch bei geringeren Promillewerten) vorgeschrieben.

Was passiert, wenn Sie erwischt werden?

Viele denken: „Ach, wird schon nichts passieren.“ Doch die Realität sieht anders aus. Wenn Sie mit Alkohol am Steuer erwischt werden, hat das ernste Konsequenzen. Diese sind nicht nur ärgerlich, sondern können Ihr Leben massiv beeinflussen.

  • Führerscheinentzug: Das ist oft das Erste und Schlimmste. Schon ab 0,3 Promille mit Ausfallerscheinungen drohen Punkte und ein Fahrverbot. Bei höheren Werten oder Wiederholungstäterinnen und -tätern ist der Führerschein meist sofort weg. Sie sind nicht mehr mobil, können nicht zur Arbeit fahren, Familie besuchen oder einfach mal spontan wegfahren.

  • Hohe Kosten: Bußgelder, Anwaltskosten, Gerichtskosten – das summiert sich schnell auf mehrere Tausend Euro.

  • Versicherungsschutz: Wer alkoholisiert fährt, riskiert den teilweisen Verlust des Kasko- und Haftpflichtversicherungsschutzes und muss Schäden gegebenenfalls selbst tragen.

  • Punkte in Flensburg: Ihr Punktekonto füllt sich. Acht Punkte bedeuten das endgültige Aus für Ihren Führerschein.

  • Strafrechtliche Konsequenzen: Je nach Alkoholpegel, wenn es zu einem Unfall kommt, drohen sogar Freiheitsstrafen.

  • Die medizinische-psychologische Untersuchung (MPU): Oft müssen Sie eine MPU absolvieren. Hier müssen Sie beweisen, dass Sie Ihr Verhalten geändert haben und zukünftig verantwortungsvoll am Straßenverkehr teilnehmen.

Zu sehen ist eine Nahaufnahme von zwei kollidierten Autos nach einem Unfall: Die Front eines dunklen Autos ist in die Seite eines weißen Autos gefahren. Nach der schweren Kollision sind bei beiden Fahrzeugen erhebliche Blechschäden zu erkennen.

198

Menschen starben im Jahr 2024 bei Unfällen unter Alkoholeinfluss, 17.800 Menschen wurden verletzt.

Die MPU: mehr als nur ein Test

Die MPU ist keine reine Wissensprüfung, sondern eine umfassende Begutachtung Ihrer Fahreignung. Sie ist der Nachweis, dass Sie aus Ihrem Fehler gelernt haben und sich rücksichtsvoll im Straßenverkehr bewegen. Viele unterschätzen die MPU und scheitern beim ersten Versuch.

Was erwartet Sie bei einer MPU?

  • Medizinische Untersuchung: Hier wird geprüft, ob körperliche oder psychische Beeinträchtigungen vorliegen, die Ihre Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen beeinflussen könnten. Auch ein Drogenscreening kann ein Teil davon sein.

  • Leistungstest: Dieser Test überprüft Ihre Konzentrationsfähigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit – Fähigkeiten, die beim Fahren unerlässlich sind.

  • Psychologisches Gespräch: Dies ist der Kern der MPU. Hier sprechen Sie mit einer Verkehrspsychologin oder einem Verkehrspsychologen über die Umstände Ihrer Auffälligkeit. Es geht nicht darum, sich zu entschuldigen, sondern zu zeigen, dass Sie sich kritisch mit Ihrem Verhalten auseinandergesetzt haben. Im Falle von Alkohol am Steuer müssen Sie glaubhaft darlegen, wie es zu der Trunkenheitsfahrt kam, welche Rolle Alkohol in Ihrem Leben spielt und welche konkreten Maßnahmen Sie ergriffen haben, um eine Wiederholung zu verhindern. Hier sind Ehrlichkeit und eine echte Verhaltensänderung gefragt.

Eine gründliche Vorbereitung auf die MPU ist entscheidend. Viele Betroffene nehmen professionelle Hilfe in Anspruch, etwa in Form von verkehrspsychologischer Betreuung, um sich auf das Gespräch und die Tests vorzubereiten. Achten Sie auf seriöse Anbieter, die keine Erfolgsgarantien geben und qualifiziertes Personal einsetzen.

Nach Bestehen der MPU stellt die Begutachtungsstelle ein positives Gutachten aus. Anschließend entscheidet die Führerscheinstelle über Ihre Fahreignung. In der Regel erhalten Sie Ihren Führerschein zurück oder dürfen ihn neu bzw. erstmals machen, wenn das Gutachten positiv ausfällt.

Erfahren Sie hier mehr über den Ablauf der MPU.

Weitere Informationen finden Sie hier

Alkohol am Steuer – ein Fehler mit Folgen

Die rechtlichen und finanziellen Konsequenzen sind schlimm genug. Aber wirklich tragisch wird es, wenn es zu einem Unfall kommt. Ein Unfall unter Alkoholeinfluss kann Sie selbst oder andere Menschen schwer verletzen oder gar töten und Sie mit lebenslangen Schuldgefühlen belasten.

Zu sehen ist ein Polizist, der ein Alkoholtestgerät mit der Anzeige 0,76 Promille vor eine Frau hält, die mit besorgtem Gesichtsausdruck im Auto am Steuer sitzt und sich an die Stirn fasst.

Wie viel Alkohol darf ich beim Fahrradfahren im Blut haben?

Die Promillegrenze für Fahrradfahrende liegt bei 1,6 Promille. Ab diesem Wert gelten Sie als absolut fahruntüchtig und begehen eine Straftat. Aber Achtung: Auch unterhalb dieser Grenze können Sie sich strafbar machen, wenn Sie Schlangenlinien fahren oder andere alkoholbedingte Ausfallerscheinungen zeigen, wenn Sie stürzen oder einen Unfall verursachen. Nach Alkoholkonsum gilt: gar nicht ans Steuer setzen und auch nicht auf’s Rad oder den E-Scooter steigen. Auch nicht am nächsten Morgen mit Kater.

Ihre Verantwortung im Straßenverkehr: Nüchtern fahren!

Jeder von uns hat es in der Hand. Seien Sie sich bewusst: Alkohol und die Teilnahme am Straßenverkehr passen nicht zusammen. Planen Sie vorausschauend:

  • Fahren Sie nüchtern. Das ist die einfachste und sicherste Regel.

  • Bestimmen Sie eine Fahrerin oder einen Fahrer, die bzw. der keinen Alkohol trinkt.

  • Lassen Sie Ihr Auto stehen, wenn Sie Alkohol getrunken haben und nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, Taxis oder andere Fahrdienste.

Denken Sie daran: Ein Moment der Unachtsamkeit kann Ihr Leben und das Leben anderer Menschen für immer verändern. Don’t drink and drive!

Bilder: Shutterstock

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