Alkohol-Simulator im Test

Wie fühlt es sich an, betrunken Auto zu fahren?

Alkoholsimulatoren machen erlebbar, wie Alkohol das Fahrverhalten beeinflusst – ganz ohne Konsum. Erste Tests zeigen: Wer fährt, sollte nüchtern sein. Die Technologie des BADS hilft bei der Prävention gegen Alkoholunfälle im Straßenverkehr.

12.08.2025
5 min Lesedauer
Blick aus einem Alkoholsimulator: eine Hand am Lenkrad, vor der Windschutzscheibe eine virtuelle Stadt mit Ampel und Gebäuden.

Fahrt im virtuellen Rausch

Wie fühlt es sich an, betrunken Auto zu fahren – ohne einen Tropfen Alkohol zu trinken? Die Alkoholsimulatoren des Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS) machen genau das erlebbar. Ein Blick auf die Straße, die plötzlich verschwimmt. Ein Fußgänger, der wie aus dem Nichts auftaucht. Eine Reaktion, die zu langsam kommt. Was im Fahrsimulator nur erschreckt, kann im echten Straßenverkehr tödlich enden. Wir geben einen Einblick in die wichtige Präventionsarbeit des BADS.

Ein Auto mit dem Schild „Alkohol-Fahrsimulator“ steht unter einem grauen Kuppelpavillon mit roten Streben. Das Fahrzeug ist zur Stabilisierung auf gelben Keilen abgestellt. Die mobile Verkehrssicherheitsstation befindet sich im Freien – im Hintergrund sind Bäume und Gebäude sichtbar.
Manchmal muss man es selbst erleben, um es zu glauben. Dieser Alkoholsimulator zeigt, warum jeder Drink vor dem Fahren einer zu viel ist.
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Polizeibeamter Markus Hellenkamp steht in gelber Einsatzjacke vor einem Infostand der Polizei Berlin zur Verkehrssicherheitsprävention. Im Vordergrund eine Besuchsperson mit Basecap – von hinten aufgenommen.
Markus Hellenkamp, Polizeibeamter in Berlin: „Auch die Polizei will Menschen mit ihrer Präventionsarbeit erreichen, bevor sie negative Erfahrungen im Straßenverkehr machen, denn Alkohol und Drogen sind mit dem Führen von Fahrzeugen nicht vereinbar.“
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Eine Person testet einen Motorradsimulator in einem geschlossenen Raum. Auf dem Bildschirm erscheint eine virtuelle Straße mit Bäumen und Hügeln. Das digitale Cockpit mit Tacho und Spiegeln ist sichtbar. Ein Warnschild an der Wand verweist auf die Gefahren im Straßenverkehr.
Simulatoren gibt es für verschiedene Fahrzeuge, auch das Motorrad.
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Norbert Radzanowski, Pressesprecher des BADS, steht vor einem mobilen Infostand zur Verkehrsprävention. Auf dem Tisch liegen Informationsmaterialien zu Alkohol am Steuer und sicherem Fahrverhalten.
Norbert Radzanowski, Pressesprecher des BADS: „Viele Menschen glauben, sie könnten die Wirkung von Alkohol auf ihre Fahrtüchtigkeit selbst einschätzen.“
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Alkohol am Steuer: Warum schon geringe Mengen gefährlich sind

Bereits ab 0,3 Promille beeinträchtigt Alkohol die Fahrtüchtigkeit erheblich. Besonders das Sehvermögen und die Reaktionsfähigkeit leiden, wobei die Auswirkungen mit steigendem Alkoholpegel dramatisch zunehmen. Trotz jahrzehntelanger Aufklärungsarbeit unterschätzen viele Verkehrsteilnehmende diese Gefahr immer noch. Im Jahr 2024 kam es zu 35.100 Unfällen bei denen Alkohol im Spiel war. 198 Menschen starben im Jahr 2024 bei Verkehrsunfällen im Zusammenhang mit Alkohol, 17.800 Menschen wurden verletzt.

Fakten zu Promillegrenzen

Unter 21 Jahren und in der zweijährigen Probezeit gilt ein absolutes Alkoholverbot. Wer sich nicht daran hält, riskiert zwei Jahre mehr Probezeit, mindestens 250 € Bußgeld, einen Punkt in Flensburg und ein Aufbauseminar.

Relative Fahruntüchtigkeit: Das Sehfeld und die Aufmerksamkeit sind eingeschränkt und die Risikobereitschaft steigt. Bei Beteiligung an einem Unfall mit Auto oder E-Scooter drohen Geld- oder Freiheitsstrafen und Führerscheinentzug und drei Punkte in Flensburg.

Deutlich verlangsamte Reaktion, Enthemmung, Leichtsinn und falsche Einschätzung von Distanzen. Auto- oder E-Scooterfahren gelten ab diesem Wert als Ordnungswidrigkeit. Die Folge: mindestens 500 € Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und 1 Monat Fahrverbot – auch ohne Ausfallerscheinungen oder Beteiligung an einem Unfall.

Absolute Fahruntüchtigkeit: deutliche Sprach-, Seh- und Orientierungsstörungen. Die Risiko- und Aggressionsbereitschaft steigt weiter. Wer ab diesem Wert Auto oder E-Scooter fährt, begeht eine Straftat. Es drohen hohe Geld- oder Freiheitsstrafen, drei Punkte in Flensburg und der Entzug der Fahrerlaubnis.

Schwere Störungen der Orientierung, Koordination und des Gleichgewichts. Konsequenz: Zusätzlich zu den Strafen ab 1,1 Promille wird eine MPU angeordnet. Führerscheinstellen können eine MPU allerdings auch bereits bei niedrigeren Promillewerten verlangen. Auch das Fahrradfahren ist ab diesem Wert eine Straftat und führt zum Führerscheinentzug.

„Viele Menschen glauben, sie könnten die Wirkung von Alkohol auf ihre Fahrtüchtigkeit selbst einschätzen“, sagt BADS-Pressesprecher Norbert Radzanowski. „Mit unseren Simulatoren beweisen wir das Gegenteil: Selbst geringe Mengen Alkohol verschlechtern die Fahrleistung erheblich.“

Wie der Fahrsimulator Alkoholwirkungen realistisch simuliert

Die Simulatoren basieren auf einem echten Pkw, der von mehreren Bildschirmen umgeben ist und so ein realistisches, umfassendes Sichtfeld bietet. Eine Software simuliert verschiedene Verkehrsszenarien unter unterschiedlichen Bedingungen, beispielsweise in der Stadt, auf der Landstraße, bei Regen oder Sonnenschein. Das Besondere an dem System: Es kann die typische Wirkung von Alkohol realistisch simulieren. Die Bildschirme zeigen die Verschlechterung des Sehvermögens, den sogenannten „Tunnelblick“, während eine verzögerte Reaktion der Steuerelemente die verlängerte Reaktionszeit simuliert.

Die Stärke der Simulatoren liegt dabei in der unmittelbaren Erfahrung. Niemand muss mehr theoretisch erklären, warum Alkohol und Fahren nicht zusammenpassen – die Fahrerinnen und Fahrer können es selbst erleben.

Blick ins Cockpit eines Auto-Fahrsimulators: Lenkrad, Display und Bildschirm mit Benutzeroberfläche. Die Simulation zeigt 1,1 Promille Alkohol und verschiedene Fahrszenarien wie Schönwetter. Das System „FOERST F12P“ visualisiert alkoholbedingte Einschränkungen im Straßenverkehr.
Über einen Bildschirm können Testpersonen verschiedene Szenarien auswählen.

Prävention mit Alkoholsimulator: vom Klassenzimmer bis zum Firmengelände

Die Einsatzmöglichkeiten der Simulatoren sind vielfältig. Sie kommen bei Verkehrssicherheitstagen an Schulen ebenso zum Einsatz wie bei öffentlichen Veranstaltungen, in Fahrschulen oder bei betrieblichen Präventionsprogrammen.

„Wir wollen Menschen mit unserer Präventionsarbeit erreichen, bevor sie negative Erfahrungen im Straßenverkehr machen, denn Alkohol und Drogen sind mit dem Führen von Fahrzeugen nicht vereinbar“, sagt Markus Hellenkamp, Polizeibeamter und Verkehrssicherheitsberater in Berlin.

Realitätsnahe Alkoholsimulation: So fühlt sich 1,6 Promille im Fahrsimulator an

Wie schnell Alkohol zum Kontrollverlust führen kann, erlebte ein 30-Jähriger, der den Simulator bei der 75-Jahr-Feier des BADS in Berlin ausprobiert hat. Der Mann testete die Simulation mit einem eingestellten Wert von 1,6 Promille – ein Wert, bei dem im realen Straßenverkehr absolute Fahruntüchtigkeit besteht.

„Ich dachte ehrlich gesagt, dass ich das ganz gut hinbekommen würde“, so der 30-Jährige. „Aber der Kontrollverlust war erschreckend. Schon nach wenigen Sekunden konnte ich das Fahrzeug kaum noch auf der Spur halten“, berichtet er nach der Testfahrt.

Besonders überrascht zeigte sich der Tester vom Tunnelblick. „Es war, als würde man in eine Röhre schauen. Alles am Rand des Sichtfelds war einfach weg – Fußgängerinnen und Fußgänger, Verkehrsschilder, andere Fahrzeuge. Ich habe nur noch einen kleinen Ausschnitt direkt vor mir gesehen.“

Unfallprävention per Simulation

Die simulierte Reaktionsverzögerung bei 1,6 Promille macht präzises Fahren unmöglich. Bei einer plötzlichen Bremsung des vorausfahrenden Fahrzeugs hatte der Tester keine Chance mehr, zu reagieren – im Simulator endete die Fahrt schon nach kurzer Zeit mit einem virtuellen Auffahrunfall. „Das Erschreckendste war, dass ich das Gefühl hatte, noch rechtzeitig zu bremsen. Aber zwischen meinem Gedanken ‚Jetzt bremsen‘ und der tatsächlichen Reaktion des Fahrzeugs lag eine gefühlte Ewigkeit.“

Nach der Testfahrt zeigte sich der 30-Jährige nachdenklich: „Ich hätte nie gedacht, dass die Beeinträchtigung so massiv ist. Diese Erfahrung hat mir gezeigt: mit Alkohol im Blut gehört niemand ans Steuer.“

„Die Reaktionen der Teilnehmenden sprechen für sich“, berichtet Norbert Radzanowski aus seiner langjährigen Erfahrung beim BADS. „Bei fast allen Simulatorfahrten sind die Teilnehmenden regelrecht schockiert, wie stark selbst geringe Mengen Alkohol ihre Fahrfähigkeiten beeinträchtigen.“

Ein Pkw-Fahrsimulator mit geöffneter Tür zeigt eine Testperson am Steuer. Auf dem Bildschirm simuliert eine virtuelle Stadt die Auswirkungen von Alkohol am Steuer – inklusive Tunnelblick. Im Hintergrund ein Banner zur Wirkung von Alkohol, im Innenraum sind Display und Bedienelemente sichtbar.
Testfahrt mit 1,6 Promille: Der Fahrer sieht nur noch einen Ausschnitt seiner Umgebung.

Alkohol und Fahren passen nicht zusammen

Die Simulatoren des BADS vermitteln eine unmissverständliche Botschaft: Selbst geringe Mengen Alkohol können im Straßenverkehr lebensgefährlich sein. Die einzig sichere Strategie lautet daher: Wer fährt, trinkt nicht.

„Die Präventionsarbeit mit den Simulatoren leistet einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit“, fasst Markus Hellenkamp zusammen. „Wenn wir dadurch schweren Unfällen vorbeugen können, hat sich der Einsatz bereits gelohnt.“

Sie möchten Menschen in Ihrer Region für die Gefahren von Alkohol am Steuer sensibilisieren? Dann holen Sie den Simulator zu Ihrer Veranstaltung! Jetzt buchen unter bads@bund.de.

Bilder: Moritz Högemann

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