Fahrradcheck
Sicherheit beginnt vor der Fahrt
Quietschende Bremsen oder springende Kette – beim Fahrradcheck mit der Polizei Berlin zeigt sich: Solche Defekte können lebensgefährlich werden. Was ein verkehrssicheres Fahrrad wirklich braucht und welche Ausstattung gesetzlich vorgeschrieben ist.
Die Bremsen quietschen und greifen nicht richtig beim Anziehen der Bremshebel, die Kette ist rostig, springt gelegentlich und ist schwergängig, die Schutzbleche klappern und irgendwie fühlt sich das Fahrrad nicht mehr so vertrauenswürdig an. Mit genau diesen Sorgen wendet sich ein Passant bei einer Unfallpräventionsveranstaltung für Fahrradfahrende in Berlin-Mitte an Polizistin Sabine Kolk. „Ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit“, erklärt der 30-Jährige, während er sein Fahrrad abstellt. „Mir ist schon aufgefallen, dass etwas nicht stimmt. Ich wollte ohnehin bald in die Werkstatt. Super, dass Sie hier sind und einen Check anbieten.“
Solche Situationen kennt die erfahrene Polizeibeamtin nur zu gut. Viele Radfahrende spüren instinktiv, wenn ihr Fahrrad nicht mehr in Ordnung ist, können aber die Gefahr nicht richtig einschätzen. „Das schauen wir uns gleich mal genauer an“, sagt Kolk.
Systematischer Check deckt gefährliche Sicherheitsmängel auf
Was folgt, ist eine gründliche Untersuchung aller wichtigen Bauteile. Mit geübten Handgriffen prüft die Polizistin Bremsen, Beleuchtung und Antrieb – und bestätigt schnell die Befürchtungen des Radfahrers. „Schauen Sie hier“, sagt sie und zeigt auf die stark verrostete Fahrradkette. „Die ist nicht nur ein bisschen verschlissen, die könnte jederzeit reißen.“
Die anderen Mängel sind ebenso gravierend: Die losen Schutzbleche könnten sich in den Speichen verfangen und zu einem Sturz führen. Bei den Bremsen wird es besonders kritisch. „Diese Bremszüge hier sind völlig ausgeleiert“, stellt Kolk fest und demonstriert, wie weit sich der Bremshebel durchziehen lässt, ohne dass eine ausreichende Bremswirkung eintritt. „Im Notfall könnten Sie nicht rechtzeitig zum Stehen kommen.“

Bremsen, Lichtanlage, Kette und Reifen sind Verschleißteile, die sich mit der Zeit abnutzen und regelmäßig überprüft werden müssen. „Stellen Sie sich vor, die Kette reißt Ihnen im dichten Verkehr oder bei einer Vollbremsung“, warnt die Polizistin. „Ihr Bauchgefühl hat Sie nicht getäuscht – hier müssen Sie dringend handeln, bevor etwas passiert.“
Checkliste für ein verkehrssicheres Fahrrad: Diese Ausstattung ist Pflicht
Die Veranstaltung in Berlin zeigt: Viele Radfahrende wissen nicht, was ein verkehrssicheres Fahrrad wirklich braucht. Die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) schreibt mehr vor, als die meisten denken. Zu den wichtigsten Bestandteilen eines Fahrrads gehören:
eine helltönende Klingel
zwei voneinander unabhängige Bremsen (eine starre Nabe an Bahnfahrrädern oder Fixies gilt nicht als Bremse!)
rutschfeste und festverschraubte Pedale mit je zwei gelben Rückstrahlern nach vorne und hinten
vorschriftsmäßige und zugelassene Beleuchtung, beide mit Prüfzeichen des Kraftfahrt-Bundesamtes: ein weißer Frontscheinwerfer und weißer Frontreflektor sowie ein rotes Rücklicht und ein roter Rückstrahler
Reflektoren an den Rädern
Für die Sichtbarkeit von der Seite sind entweder Reflektorstreifen an den Reifen, gelbe Speichenreflektoren (jeweils zwei pro Laufrad) oder Speichenclips vorgeschrieben, die an jeder Speiche montiert sein müssen. Zusätzlich müssen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten montiert sein.
Regelmäßige Wartung als Unfallprävention
„Ich empfehle allen Radfahrenden, regelmäßig einen Fahrradcheck an ihrem Fahrrad durchzuführen“, sagt Polizistin Kolk. „Wer sich das nicht selbst zutraut, sollte mindestens einmal im Jahr eine professionelle Fahrradinspektion in einer Fachwerkstatt durchführen lassen.“
Besonders vor der Fahrradsaison im Frühjahr ist ein gründlicher Check aller Bestandteile eines Fahrrads sinnvoll. Dabei sollten nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Komponenten überprüft, sondern auch sinnvolle Ergänzungen wie ein hochwertiges Schloss, Standlicht oder ein Kettenschutz in Betracht gezogen werden.
Klarheit schafft Sicherheit
Am Ende der Inspektion zeigt sich der Passant erleichtert, endlich Klarheit zu haben. Was zunächst als ungutes Gefühl begann, entpuppte sich als berechtigte Sorge um ein erhebliches Sicherheitsrisiko. „Gut, dass ich nachgefragt habe“, sagt er. „Ich wusste zwar, dass etwas nicht stimmt und ich mal in die Werkstatt sollte, aber dass es so gefährlich ist, hätte ich nicht gedacht.“
„Hören Sie immer auf Ihr Bauchgefühl“, rät Polizistin Kolk. „Wenn sich das Fahrrad anders anfühlt als gewohnt, wenn Geräusche auftreten oder die Bremswirkung nachlässt – dann sollten Sie das ernst nehmen und checken lassen.“
Die Botschaft des Fahrradchecks ist eindeutig: Regelmäßige Wartung und Aufmerksamkeit für technische Details können schwere Verletzungen durch Unfälle verhindern und sogar Leben retten. Wer sicher mit dem Fahrrad unterwegs sein möchte, sollte nicht nur die Verkehrsregeln beachten, sondern auch dafür sorgen, dass das Fahrrad selbst den Sicherheitsanforderungen entspricht. Denn im Straßenverkehr geht Sicherheit immer vor – und die beginnt mit einem verkehrssicheren Fahrrad.
Bilder: Moritz Högemann, Shutterstock.





