Mit KI besser ans Ziel
Wie schlau können Ampeln sein?
An einer viel befahrenen Kreuzung in Hamm steht seit Juli 2023 die erste komplett von künstlicher Intelligenz gesteuerte Ampel Deutschlands. Was bedeutet das für die Verkehrsteilnehmenden?
Grün, Gelb, Rot und smart?
Seit Juli 2023 testet die Stadt Hamm die erste komplett von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Ampel Deutschlands. Was bedeutet das für die Verkehrsteilnehmenden?
Wie die Ampel funktioniert
Grauer Mast, schwarzes Gehäuse, grün-gelb-rote Lichtphasen: Auf den ersten Blick sieht die Ampel an der Kreuzung Heßlerstraße/Marker Allee im westfälischen Hamm ziemlich gewöhnlich aus. Wären da nicht sieben Kameras am Mast installiert und ein schlichter grauer Kasten. Die Kameras registrieren den Verkehr bereits rund 70 Meter vor der Ampel und erkennen, ob sich Autos, Busse, Fahrräder oder Fußgängerinnen und Fußgänger nähern. Das Steuergerät in Form des grauen Kastens berechnet dann, wie lange die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden brauchen, um die Kreuzung zu erreichen, und schaltet im richtigen Moment auf Grün.
Möglich wird das durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Seit Juli 2023 testet die Stadt hier an einer besonders viel befahrenen Verkehrsachse, die auch von Grundschulkindern und den Studierenden einer nahe gelegenen Hochschule regelmäßig genutzt wird, den Umgang mit einer smarten Ampel.
Die KI erkennt auch, ob einzelne oder mehrere Personen die Straße überqueren möchten. Die Ampel bleibt dann so lange grün, bis die ganze Gruppe drüben ist. So läuft niemand mehr Gefahr, noch hektisch die Straße zu überqueren, obwohl die Ampel schon auf Rot umgesprungen ist. Außerdem ist das System in der Lage, flexibel auf das Verkehrsgeschehen zu reagieren. Kommt es zu Rückstaus, bekommt die Seite mit dem höheren Verkehrsaufkommen längere Grünphasen. Insgesamt aber sorgt die KI-Ampel für kürzere Wartezeiten, dadurch hat sich die Verkehrssituation auf der belebten Kreuzung spürbar entspannt. „Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind durchweg positiv. Insbesondere Radfahrerinnen und Radfahrer sind von dem verbesserten Verkehrsfluss begeistert“, sagt Christian Breßler vom Sachgebiet Verkehrslenkung und Verkehrstechnik in Hamm. Im Laufe des Jahres 2024 will die Stadt sogar noch eine weitere KI-Ampel an einer Schule in Betrieb nehmen.
Führt KI im Straßenverkehr zu weniger Unfällen und Staus?
Was bedeutet das für die Zukunft des Straßenverkehrs? Wie können smarte Ampeln das Geschehen auf der Straße weiter verbessern – und vor allem sicherer machen? Mit solchen Fragen beschäftigt sich Michael Ramich vom jungen Start-up GreenWAI in Osnabrück beruflich. Er und sein Team arbeiten daran, KI-gesteuerte Verkehrslösungen stetig weiter zu optimieren. Für ihn steht fest: Eine Ampel wie in Hamm ist lediglich der Anfang. Er sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass KI die Sicherheit im Straßenverkehr massiv positiv beeinflussen wird.“ Und wird auch gleich konkret: „Ein tolles Beispiel ist die Trennung von Fahrrad- und Lkw-Verkehr auf der rechten Spur.“ Sobald ein ganzes Netz von KI-Ampeln im Einsatz sei, wird es in der Lage sein, „die Ampeln so zu schalten, dass sich Lastkraftwagen und Fahrräder beim Abbiegen nicht in die Quere kommen“.
Michael Ramich, Gründer des Start-ups GreenWAI
Außerdem rechnet er mit weniger Staus, denn mit optimierten Ampelschaltungen verstetige sich der Verkehr, extreme Verkehrssituationen würden seltener. „Auch das sorgt für mehr Sicherheit“, so der Gründer – und nennt noch einen weiteren positiven Nebeneffekt: weniger Stress.
Schneller am Einsatzort mit einer „grünen Welle“
Besonders groß dürfte der Nutzen für Polizei und Rettungskräfte ausfallen. Möglicherweise kann KI im Straßenverkehr sogar Leben retten. Denn für Einsatzfahrzeuge kann eine vorausschauende Ampelsteuerung entscheidend sein. „Mit einer grünen Welle wären die Rettungskräfte schneller am Einsatzort", sagt Ramich.
Wird künstliche Intelligenz den Straßenverkehr revolutionieren und in Zukunft für mehr Verkehrssicherheit sorgen? Das Potenzial dazu hat sie auf jeden Fall. Doch Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sollten trotz KI nicht vergessen: Für einen sicheren Straßenverkehr sind rücksichtsvolles und vorausschauendes Fahren sowie Achtsamkeit nach wie vor unerlässlich.
Gelbe Ampel: Das sollten Sie wissen
Ist es erlaubt, eine gelbe Ampel zu überfahren?
Das Überfahren einer Ampel, die von Grün auf Gelb wechselt, ist grundsätzlich verboten. Nur wenn ein gefahrloses Anhalten nicht mehr möglich ist, darf auch bei Gelb über die Ampel gefahren werden.
Welche Strafen drohen beim Überfahren einer gelben Ampel?
Wer bei Gelb noch Gas gibt, muss mit einem Verwarnungsgeld von 10 Euro rechnen. Springt die Ampel auf Rot und wird trotzdem überfahren, drohen empfindliche Strafen von mindestens 90 Euro Verwarnungsgeld bis hin zum Führerscheinentzug.
Wie lang dauert eine Gelbphase?
Die Antwort: Es kommt darauf an! Und zwar auf die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der Straße, an der die Ampel steht. Bei 50 km/h dauert die Gelbphase 3 Sekunden, bei 60 km/h 4 Sekunden und bei 70 km/h 5 Sekunden.
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