Neue Mobilitätsformen
Mobilität im Wandel
Immer mehr Verkehrsmittel konkurrieren um denselben Straßenraum. Damit alle sicher ankommen, braucht es Fairness und Respekt.
Ob Auto, Fahrrad, Bus oder Bahn: Insbesondere in den Städten gibt es viele Möglichkeiten, um von A nach B zu kommen. Und in den letzten Jahren sind immer mehr Verkehrsmittel hinzugekommen. Seit 2019 sind E-Scooter auf deutschen Straßen zugelassen, auch Sharing-Angebote für Autos, Elektroroller und Fahrräder werden präsenter. Im Ergebnis bedeutet das: Immer mehr Mobilitätsformen teilen sich den begrenzten Platz im Straßenverkehr. Das gelingt nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme.
Auto ist beliebtestes Verkehrsmittel
Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland ist nach wie vor mit dem Auto unterwegs. Laut dem Deutschem Mobilitätspanel, einer Erhebung im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), machte der motorisierte Individualverkehr im Jahr 2021 einen Anteil von 52 Prozent am Modal Split des Personenverkehrs in Deutschland aus. Der Modal Split drückt die prozentualen Anteile der Verkehrsmittel am gesamten Verkehrsaufkommen und damit an allen zurückgelegten Wegen aus. Zum motorisierten Individualverkehr zählen neben dem Pkw auch Mopeds, Mofas und Motorräder sowie Nutzfahrzeuge wie Omnibusse oder Lkw. Knapp jede vierte Strecke wurde im Alltag zu Fuß bewältigt. Darauf folgen der Radverkehr mit einem Anteil von 14 Prozent und schließlich der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) mit 9 Prozent.
Fußverkehr dominiert in Großstädten
Es zeigen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land: In den Jahren 2020 und 2021 war in deutschen Großstädten erstmals das Zufußgehen die dominierende Mobilitätsform. Rund 34 Prozent aller Wege wurden hier zu Fuß zurückgelegt, mehr als mit dem Auto (31 Prozent). Der Anteil des Pkw-Verkehrs ist laut Deutschem Mobilitätspanel in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Die Corona-Pandemie könnte diesen Trend verstärkt haben.
An dritter Stelle steht in Großstädten der Radverkehr mit 18 Prozent. Der Anteil der Wege, die mit dem Fahrrad zurückgelegt wurden, ist hier in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Fahrrad wird in Großstädten also immer wichtiger. Im Vergleich zu anderen Ortsgrößen werden öffentliche Verkehrsmittel in Großstädten am stärksten genutzt (16 Prozent). Das Verkehrsnetz ist dicht und die nächste Haltestelle oft nur wenige Meter entfernt.
Neue Mobilitätsformen
In den Städten herrscht ohnehin schon viel Verkehr, in jüngster Zeit sind außerdem neue Mobilitätsangebote hinzugekommen. „In den letzten Jahren hat sich die Mobilität stark verändert“, resümiert Mobilitätsexpertin Melanie Schade vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Sie ist bunter geworden: „Städte bieten oftmals ein vielfältiges Angebot. Dazu gehören der ÖPNV, gut ausgebaute und sichere Radwege, Angebote für E-Scooter, Leihfahrräder oder Carsharing“, erklärt Schade. Im Jahr 2022 wurden über 30.000 Carsharing-Fahrzeuge in Deutschland gezählt. E-Scooter sind im deutschen Straßenverkehr seit 2019 zugelassen. Im selben Jahr waren bereits mehr als 50.000 elektrisch angetriebene Tretroller in deutschen Großstädten unterwegs.
Melanie Schade, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Mehr Verkehrsmittel bedeuten auch: weniger Platz auf den Straßen. „Wer ein Auto hat, benötigt natürlich mehr Fläche als Menschen, die sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewegen“, sagt Melanie Schade. Die Mobilitätsexpertin glaubt, dass es in Zukunft weniger Platz für Autos im öffentlichen Raum geben wird: „Kommunen passen ihre Mobilitätskonzepte an, indem sie öffentliche Flächen anders verteilen – und Menschen, die sich zu Fuß oder mit dem Rad bewegen, mehr Platz einräumen.“ Wie sich die Mobilität in Zukunft auch gestalten wird, sicher ist: Es braucht Respekt und einen rücksichtsvollen Umgang miteinander, damit alle sicher ankommen.
Mehr Aufmerksamkeit, mehr Sicherheit
Jede und jeder kann durch ein aufmerksames und rücksichtsvolles Verhalten zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr beitragen. „Das Augenmerk gilt dabei besonders den schwächeren Verkehrsteilnehmenden“, sagt die Wissenschaftlerin. Durch Karosserie geschützte Verkehrsteilnehmende wie Bus- oder Lkw-Fahrende sollten auf Fußgängerinnen und Fußgänger oder Radfahrende besonders Acht geben, zum Beispiel beim Rechtsabbiegen oder beim Parken.
Insbesondere für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist umsichtiges Verhalten wichtig. Nur in einem geordneten Straßenraum können sie sich sicher bewegen.
Die gegenseitige Achtung ist übrigens als erste Grundregel in der Straßenverkehrsordnung verankert: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht“, heißt es dort in Paragraf 1. Oder wie es Melanie Schade abschließend sagt: „Egal, ob man mit dem Auto, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter unterwegs ist – das Miteinander zählt.“