Pedelec-Sicherheitskurs in Berlin

Sicher Pedelec fahren lernen

Die Zahl der Pedelec-Unfälle nimmt rasant zu. Ein Sicherheitskurs in Berlin vermittelt Fahrtechnik, Verkehrsregeln und den sicheren Umgang mit dem Pedelec – für mehr Kontrolle, Sicherheit und Fahrspaß im Alltag.

06.08.2025
4 min Lesedauer
Eine Person auf einem Pedelec in voller Fahrt bei einer Pedelec-Probefahrt

Freitagmorgen im Berliner Volkspark Wuhlheide: Eine Fahrradgruppe zieht mühelos mit 25 Kilometern pro Stunde ihre Runden – eine Geschwindigkeit, bei der viele Radfahrende ins Schwitzen kommen. Doch die Gruppe wirkt erstaunlich entspannt: Es sind die Teilnehmenden des E-Bike-Kurses „Fit für's Pedelec“.

Pedelec, S-Pedelec oder E-Bike? Unterschiede, Regeln & Sicherheit im Vergleich

Pedelecs sind Fahrräder mit eingebautem Rückenwind: Ein maximal 250 Watt starker Hilfsantrieb schaltet sich hinzu, wenn die Fahrenden selbst in die Pedale treten. Rechtlich gelten sie mit Tretunterstützung bis 25 km/h als Fahrräder (Pedelec 25). Wer schneller fahren möchte, benötigt ein S-Pedelec mit Tretunterstützung bis 45 km/h. Diese Fahrzeuge mit bis zu 500 Watt starken Motoren gelten allerdings als Kraftfahrzeuge und benötigen ein eigenes Versicherungskennzeichen.

Umgangssprachlich werden alle diese Räder als E-Bikes bezeichnet. Damit sind jedoch eigentlich Räder gemeint, deren Motor auch ohne Treten funktioniert und die rechtlich dem Mofa gleichgestellt sind. Für diese Fahrzeuge müssen Fahrende mindestens 15 Jahre alt sein und benötigen eine Mofa-Prüfbescheinigung oder eine Fahrerlaubnis.

Pedelec-Boom mit Nebenwirkung: Unfallzahlen steigen deutlich. Die Anzahl der Pedelec-Unfälle hat sich seit 2014 verzehnfacht.

Leiter des Pedelec-Kurs ist Wolfgang Weschke, der bis 2010 leitender Polizeibeamter in Berlin war. Nach seiner Pensionierung hat er sich dazu entschieden, als Verkehrstrainer mit Spezialausbildung für Pedelecs weiter für Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen.

Die Beliebtheit dieser motorunterstützten Räder hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen – gleichzeitig steigen die Unfallzahlen rasant an. Laut Polizeistatistik hat sich die Zahl der Pedelec-Unfälle mit Personenschaden bundesweit von 2.200 im Jahr 2014 auf 23.900 im Jahr 2023 verzehnfacht.

Umso wichtiger ist es, sich mit den Risiken und Sicherheitsvorkehrungen vertraut zu machen. Kurse wie der von Wolfgang Weschke sind daher sehr gefragt: Teilweise standen bis zu 300 Personen auf der Warteliste, berichtet der Verkehrstrainer. Heute ist die Lage aber entspannter. Für das Training haben sich neun Interessierte angemeldet. Der Kurs wird oft von Menschen über 50 Jahren besucht, die über den Kauf eines Pedelecs nachdenken oder ihre Fahrfähigkeiten verbessern wollen, berichtet Weschke.

Wolfgang Weschke war bis 2010 leitender Polizeibeamter in Berlin. Er gibt sein Wissen in Verkehrssicherheitskursen weiter und hat eine Ausbildung zum Pedelec-Trainer absolviert.
Wolfgang Weschke war bis 2010 leitender Polizeibeamter in Berlin. Er gibt sein Wissen in Verkehrssicherheitskursen weiter und hat eine Ausbildung zum Pedelec-Trainer absolviert.

Pedelec-Verkehrssicherheit: Tipps vom Experten

Der Verkehrstrainer weiß, worauf es ankommt, um Unfälle mit dem Pedelec zu vermeiden. Deshalb muss in seinem Kurs erstmal gepaukt werden, bevor es auf den Sattel geht. „Ich beginne mit den grundlegenden Verkehrsregeln für das Fahrrad – denn die haben viele über die Jahre vergessen und schließlich ist ein Pedelec 25 rechtlich gesehen ein ganz normales Fahrrad“, sagt Wolfgang Weschke. So geht der Verkehrstrainer mit den Teilnehmenden die wichtigsten Verkehrsschilder, die verschiedenen Arten von Radwegen und auch die häufigsten Unfallursachen durch.

Verkehrstrainer Wolfgang Weschke steht in einer Verkehrsschule vor den Teilnehmenden und zeigt auf ein Plakat, auf dem „Die wichtigsten Verkehrszeichen“ abgebildet sind.
Ob Radweg, gemeinsamer Geh- und Radweg oder Fahrradstraße: Auch mit einem Pedelec muss man wissen, wie man sich richtig verhält.

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Sicher fahren mit Pedelec: Theorie und Praxis

„Viele Fahrradunfälle passieren, weil grundlegende Verkehrsregeln missachtet werden“, sagt Weschke. Fehlende Handzeichen beim Abbiegen, gegen die Fahrtrichtung des Radwegs fahren oder mit dem Fahrrad einen Zebrastreifen überqueren sind dabei häufige Unfallursachen. Zudem rät Weschke, immer defensiv zu fahren, auch wenn man im Recht ist: „Was ist Ihnen lieber: Recht haben oder am Leben bleiben?“

Theorie und Praxis: Wie funktioniert ein Pedelec?

Nach dieser eindringlichen Botschaft und mit aufgefrischten Verkehrsregeln im Kopf, heißt es für die Teilnehmenden, sich mit dem Pedelec vertraut zu machen. Also Jacken an und Helm auf – und zwar so, „dass er etwa zwei Finger breit über den Augen sitzt“ und Weschkes „Schnips-Test“ besteht: Wenn man gegen den Schirm schnipst, sollte er sich nicht bewegen, wenn doch, ist er zu locker.

Pedelecs verfügen über eine herkömmliche Gangschaltung und haben zusätzlich eine Schaltvorrichtung, um den Motor zu steuern. Wenn dieser ausgeschaltet ist, verhält sich das Pedelec wie ein normales Fahrrad. „Es ist nur ein bisschen schwerer“, sagt Wolfgang Weschke. Denn Pedelecs können mit Akku schon mal 26 Kilogramm wiegen.

Wie findet man ein geeignetes Pedelec?

„Wer sich ein Pedelec zulegen möchte, sollte nicht am falschen Ende sparen“, rät Weschke. Gerade bei billigen Rädern seien Ladegeräte, Akkus und Ersatzteile oft von minderer Qualität. „Man sollte lieber Räder kaufen, für deren Akkus man Ersatzteile bekommt“, so der Experte. Um lange Freude am Pedelec zu haben, rät er zur Akku-Pflege: „Man sollte den Akku nicht unter 20 Prozent fallen lassen, auch wenn das Rad nicht genutzt wird.“ Extreme Hitze und Kälte können laut dem Experten die Lebensdauer des Akkus ebenfalls verkürzen. Weschke empfiehlt außerdem, immer das originale Ladegerät zu benutzen, um Überspannung zu vermeiden.

Verkehrstrainer Wolfgang Weschke erklärt einer Teilnehmerin, wie man das Schaltmodul am Lenker des Pedelecs bedient.
Unter Anleitung von Verkehrstrainer Wolfgang Weschke lernen die Teilnehmenden, wie man ein Pedelec sicher beherrscht.

Dann dürfen die Teilnehmenden losstrampeln. Zunächst ohne Motorunterstützung üben sie auf dem Parcours der Jugendverkehrsschule, Slalom zu fahren, und trainieren das Anfahren und Abbremsen mit dem Pedelec. „Gut, dass wir das hier erstmal in Ruhe üben können“, sagt eine Teilnehmerin.

Vier Personen fahren mit Pedelecs auf einem asphaltierten Weg im Volkspark Wuhlheide in Berlin.
Nachdem die Teilnehmenden sich mit Theorie und Fahrtechnik vertraut gemacht haben, geht es raus auf die freie Strecke.

Mit Sicherheit und einem Lächeln unterwegs

Nach kurzer Zeit beherrschen alle die Fahrtechnik mit Motorunterstützung. Zeit für eine erste Fahrt auf freier Strecke. Am Ende sind alle begeistert. „Das hat großen Spaß gemacht“, sagt eine Teilnehmerin. Eine andere Teilnehmerin ergänzt: „Es gibt mir wirklich Sicherheit.“ Genau das ist Weschkes Ziel: dass alle mit einem Lächeln im Gesicht und dem nötigen Know-how sicher unterwegs sind.

Bilder: Moritz Högemann

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